Gendoping

Nach Einschätzung vieler Fachgrößen könnte die Zukunft des Dopings in der Anwendung gentechnischer Verfahren liegen. Maßgeblich für diese Prognose ist zum einen die Erwartung, dass Gendoping eine ganz neue Dimension der Leistungssteigerung im Sport erschließen könnte. Genährt wird diese Erwartung sowohl durch Tierversuche, in denen es beispielsweise gelungen ist, transgene Mäuse mit signifikant erhöhter Muskelmasse herzustellen, als auch durch Beobachtungen zu den leistungssteigernden Effekten natürlich auftretender seltener Genvarianten bei Menschen und Tieren. Ein besonderes Missbrauchspotenzial wird gentechnischen Verfahren zum anderen deshalb zugeschrieben, weil ihre Anwendung nur schwer nachweisbar sein könnte. Die schweren und teils tödlichen Nebenwirkungen der ersten experimentellen Gentherapien sprechen dafür, dass Gendoping für Athlet*innen mit Betrugsabsichten nicht nur besonders attraktiv, sondern zugleich auch besonders gefährlich sein könnte. Diese spezielle Gemengelage an Chancen und Risiken hat die Welt-Anti-Doping-Agentur (engl.: World Anti-Doping Agency, WADA) dazu bewogen, Gendoping bereits 2003 in die Liste der verbotenen Verfahren aufzunehmen, obwohl es bis heute keinen gesicherten Fall von Gendoping im Leistungssport gegeben hat. Aufgrund von Abgrenzungsproblemen wurde die Definition von Gendoping mehrfach modifiziert. Seit 2013 bestimmt die WADA Gendoping als 1. die Übertragung von Nukleinsäure-Polymeren oder Nukleinsäure-Analoga oder 2. die Anwendung normaler oder genetisch veränderter Zellen.

Auf der Website der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA) findet sich eine ursprünglich vom Schweizer Bundesamt für Sport (BASPO) und Swiss Olympic herausgegebene Broschüre zum Gendoping, die über dessen besondere Potenziale und Risiken informiert:

Bundesamt für Sport (BASPO) (2007): Gendoping. Magglingen. Online Version

Zur ethischen Bewertung des Gendopings siehe:        

Fuchs, M. / Lanzerath, D. / Sturma, D. (2008): Natürlichkeit und Enhancement. Zur ethischen Beurteilung des Gendopings – Gutachten des Instituts für Wissenschaft und Ethik e.V. (IWE) im Auftrag des Deutschen Bundestages. In: Honnefelder, L. / Sturma, D. (Hg.): Jahrbuch für Wissenschaft und Ethik (Band 13). Berlin: de Gruyter, 263–302.

Körner, S. / Schardien, S. (Hg.) (2012): Höher – Schneller – Weiter. Gentechnologisches Enhancement im Spitzensport. Ethische, rechtliche und soziale Perspektivierungen. Münster: mentis.

Körner, S. / Erber-Schropp, J. M. (2016): Gendoping. Herausforderung für Sport und Gesellschaft. Wiesbaden: Springer Spektrum.

Wird geladen