Das spanische Transplantationswesen

Gemessen an der Zahl der weltweit organspendenden Personen, die jährlich von der Organización Nacional de Trasplantes (ONT) und dem Europarat erfasst werden, ist Spanien seit vielen Jahren führend. Im Jahr 2020 kamen dort auf eine Million Einwohnende 38 organspendende Personen. In Deutschland waren es im selben Jahr 10,9 Spendende pro Million Einwohnende. 

In den Debatten um die Erhöhung von Spendendenzahlen wird daher häufig auf das spanische Transplantationssystem verwiesen. Dies zeichnet sich zum einen durch die sogenannte Widerspruchslösung aus, wonach die gesamte Bevölkerung als organspendend gilt, so lange sie diesem nicht ausdrücklich widerspricht. Zum anderen hat Spanien mit der Gründung der Organización Nacional des Trasplantes sein Transplantationswesen zentralisiert und verstaatlicht. 

Die ONT untersteht dem Gesundheitsministerium und ist für die Spendendenerkennung, Spendendenbehandlung, Gesprächsführung mit den Angehörigen und der Organisation aller für die Organspende relevanten Abläufe zuständig. In Spanien führt man die hohe Zahl der Organspenden insbesondere auf den Einsatz hauptamtlicher Transplantationskoordinator*innen zurück. Dies ist speziell geschultes intensivmedizinisches Fachpersonal, das die Aufgabe hat, potenziell Spendende ausfindig zu machen und Gespräche mit den Angehörigen zu führen. Der 2011 verabschiedete Aktionsplan des Europäischen Parlaments fordert zum europaweiten Einsatz von Transplantationsbeauftragten in Kliniken auf.

ONT Newsletter Transplant: International Figures on Donation and Transplantation 2020. Online Version (Englisch)

Rodríguez-Arias, D. / Wright, L. / Paredes, D. (2010): Success factors and ethical Challenges of the Spanish Model of organ donation. In: The Lancet 376 (9746), 1109–1112. doi: 10.1016/S0140-6736(10)61342-6. Online Version (Englisch)

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