Zulässigkeit von PID und PND

Auch nach der Revision des Embryonenschutzgesetzes 2011 ist das Verfahren der PID nicht unumstritten. Kritiker*innen wird häufig das Argument entgegengehalten, warum der Gesetzgeber auf der einen Seite PND erlauben und auf der anderen Seite PID verbieten sollte (wie es vor der Gesetzesänderung der Fall war), da beide Verfahren das Ziel verfolgen, Fehlbildungen des ungeborenen Kindes festzustellen. Vertreter*innen der Zulässigkeit der PID an pluripotenten Stammzellen argumentieren, dass die PID als eine zeitlich vorweggenommene PND betrachtet werden könne, mit der sich die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche reduzieren ließe, welche aufgrund des weiter fortgeschrittenen fetalen Entwicklungsstandes weitaus kritischer zu betrachten seien. 

Kritiker*innen der PID widersprechen dieser Analogie und verweisen auf die verschiedenen Ausgangssituationen. Im Falle eines Schwangerschaftsabbruches komme es innerhalb des natürlichen Entwicklungsprozesses des Fetus zu einem nicht vorhersehbaren Konflikt zwischen dem Lebensschutz des Fetus und den Lebensinteressen des austragenden Elternteils. Im Vergleich dazu entstehe im Falle einer PID erst durch das Handeln des ärztlichen Fachpersonals eine Situation wie die genannte, innerhalb derer zwischen Schutz des Fetus und den Interessen des schwangeren Elternteils abgewogen werden müsse.

Exemplarisch für die Einschätzung der PID als zeitlich vorverlegte PND argumentiert:

Cameron, C. / Williamson, R. (2003): Is there an ethical difference between preimplantation genetic diagnosis and abortion? In: Journal of Medical Ethics 29(2), 90–92.

Zur Kritik an der Analogie zwischen Schwangerschaftsabbruch und PID:

Eibach, Ulrich (2003): Präimplantationsdiagnostik (PID) – Grundsätzliche ethische und rechtliche Probleme. In: Medizinrecht 21(8), 441–451.

Müller-Terpitz, R. (2007): Der Schutz des pränatalen Lebens – eine verfassungs-, völker- und gemeinschaftsrechtliche Statusbetrachtung an der Schwelle zum biomedizinischen Zeitalter. Tübingen: Mohr Siebeck Verlag. doi: 10.1628/002268808784760914. Online Version

 

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