Normative Begründungsansätze für Nachhaltigkeit: Verantwortungsethik

Der Begriff der Verantwortung entstammt ursprünglich der römischen Rechtslehre und verweist auf das verantworten bzw. rechtfertigen eigener, bereits ausgeführter Handlungen vor einem Gericht im Sinne einer Antwort auf eine gerichtliche Anklage: Menschen müssen vor diesem Gericht für ihre Handlungen einstehen und diese vor einer höheren Instanz legitimieren, welche schließlich über das Strafmaß urteilt. Bereits anhand dieses Begriffsursprungs wird deutlich, dass Verantwortung als mindestens vierstelliger Relationsbegriff zu verstehen ist und im Wesentlichen das Element der Rechtfertigung bzw. der Rechenschaft beinhaltet. Nach verbreiteter Auffassung bezeichnet der Begriff der Verantwortung die einem Verantwortungssubjekt aufgrund eines normativen Anspruchs zugeschriebene Pflicht gegenüber dem Verantwortungsobjekt, welche wiederum durch eine Verantwortungsinstanz eingefordert werden kann.

Je nachdem, wie diese Relata konkret inhaltlich bestimmt sind, können etwa gegenwärtige Generationen verantwortlich sein für das Fortexistieren der Menschheit, gegenwärtige Generationen für die Gesamtheit der belebten Natur in Gegenwart und Zukunft oder weiteres. Aus diesen Verantwortlichkeiten ergeben sich dann je nach inhaltlicher Ausgstaltung verschiedene Schutzpflichten, die auch als normative Begründung für das Konzept der Nachhaltigkeit herangezogen werden können.

Prominent vertritt einen verantwortungsethischen Ansatz etwa Hans Jonas.

Für weitere Informationen zur Verantwortungsethik von Jonas siehe:

Jonas, H. (2017): Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation [1979]. 6. Aufl. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.

Jonas, H. (2016): Prinzip Verantwortung – Zur Grundlegung einer Zukunftsethik. In Krebs, A. (Hg.): Naturethik. Grundtexte der gegenwärtigen tier- und ökoethischen Diskussion. 8. Aufl. Frankfurt a. M.: Suhrkamp,165–181.

Werner, M. H. (2016): Hans Jonas‘ Prinzip Verantwortung. In: Düwell, M. / Steigleder, K. (Hg.): Bioethik. Eine Einführung. 4. Aufl. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 41–56.

Für die Begründung eines Konzepts von Nachhaltigkeit auf Basis der Verantwortungsethik von Hans Jonas siehe:

Schoop, J. F. (2022): Conditions for an Ethically Responsible and Sustainable Bioeconomy Based on Hans Jonas’ Ethics of Responsibility. In: Lanzerath, D. / Schurr, U. / Pinsdorf, C. / Stake, M. (Hg.) Bioeconomy and Sustainability. Cham: Springer, 281–305.

Für generelle Informationen bezüglich Verantwortungsethik siehe etwa:

Heidbrink, L. / Langbehn, C. / Loh, J. (Hg.): Handbuch Verantwortung. Reihe Springer Reference Sozialwissenschaften. Wiesbaden: Springer.

Ropohl, G. (1993): Neue Wege, die Technik zu verantworten. In: Ders. / Lenk, Hans (Hg.): Technik und Ethik. 2. revid. und erw. Aufl. Stuttgart: Reclam, 149–176.

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