Verbesserung der Ernährung und Gesundheit durch gentechnisch veränderte Lebensmittel

Neben vorteilhaften agronomischen, ökologischen sowie ökonomischen Eigenschaften, erhofft man sich durch gentechnisch veränderte Lebensmittel auch gesundheitliche Probleme lösen zu können, insbesondere für Menschen die vermehrt von Mangelernährung betroffen sind. Ein prominentes Beispiel ist der sogenannte „goldene Reis“, der im Vergleich zu konventionellen Reissorten einen höheren Gehalt an Eisen und Provitamin A aufweist und auf diese Weise einseitiger Ernährung und Mangelerscheinungen entgegenwirken soll, die in ärmeren Regionen, in denen Reis als Hauptnahrungsmittel fungiert, weit verbreitet ist. Das in den 1990er Jahren ins Leben gerufene Projekt wurde von verschiedenen Stiftungen und Unternehmen unterstützt. Inzwischen liegt die Hauptverantwortung bei dem Internationalen Reisforschungsinstitut (International Rice Research Institute, IRRI). Damit der goldene Reis Reis humanitäre Probleme lösen könne, sollen agrarische Kleinunternehmen mit einem Jahresumsatz von bis zu 10.000 US-Dollar das Saatgut kostenlos erhalten. Des Weiteren soll grundsätzlich auf Lizenzgebühren verzichtet und eine Nachzüchtung sowie Wiederaussaat erlaubt sein.

Internationales Reisforschungsinstitut (IRRI) Online Version (Englisch)

Im Juli 2016 sprachen sich über 100 Nobelpreistragende in einem offenen Brief dafür aus, den Anbau von goldenem Reis und anderer GV-Lebensmittel zu unterstützen. Darin halten sie Regierungen dazu an, den kommerziellen Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen freizugeben. Angesichts wissenschaftlicher Studien, die die Verträglichkeit gentechnisch veränderter Lebensmittel aufzeigten, fordern sie überdies Greenpeace auf, Proteste gegen den Anbau von goldenem Reis aufzugeben. In Anbetracht des zu erwartenden Nutzens hinsichtlich einer ausgewogenen Ernährung und besseren Gesundheit, besonders für finanziell schlechter gestellte Menschen, sei ein Anbau dringend geboten.

Offener Brief zur Unterstützung der „Präzisions-Landwirtschaft“ Online Version (Englisch)

Hingegen bemängeln kritische Stimmen die Intransparenz der Agrar-Konzerne, insbesondere das Fehlen verlässlicher empirischer Daten. So sei bisher durch Studien nicht ausreichend belegt, dass das im goldenen Reis enthaltene Provitamin A überhaupt zu Vitamin A verstoffwechselt werden kann und auch nach längerer Lagerung und der Zubereitung noch in ausreichend hoher Konzentration vorliege. Dies sei jedoch notwendig, um einem Mangel an Vitamin A entgegenzuwirken. Des Weiteren bestehe die eigentliche Problematik in einigen Weltregionen nicht im Mangel an Vitamin A im Reis, sondern die generelle einseitige Mangel- und Unterernährung, welche durch eine einseitige Ernährung mit genmodifiziertem Reis nach wie vor nicht hinreichend gelöst wäre. Bereits bewährte Lösungsansätze – dazu zählen Verteilung von Vitamin-A-Präparaten, Anreicherung von Grundnahrungsmittel mit Vitamin A und der Ausbau von Obst- und Gemüsegärten – konnten in verschiedenen Regionen Afrikas vielversprechende Ergebnisse liefern. Einige Kritisierende äußern deshalb den Verdacht, es ginge bei dem goldenen Reis weniger um humanitäre Aspekte als vielmehr die Interessen von Lobbyverbänden, gentechnisch veränderter Lebensmittel zu etablieren und die gesellschaftliche Akzeptanz zu steigern.

Der goldene Reis ist inzwischen in mehreren Staaten als Nahrungs- und Futtermittel zugelassen, darunter Australien und Neuseeland (2017), Kanada (2018), USA (2018) und die Philippinen (2019). Die zuständigen Behörden kommen zum Ergebnis, dass vom goldenen Reis keine besondere Gefahr für Gesundheit und Umwelt ausgeht.

Weiterführende Informationen:

transGEN (2022): Der Goldene Reis kommt auf die Felder Online Version

Umweltinstitut München e.V.: Der „goldene Reis“: Ein Mythos zur Bekämpfung von Vitamin-A-Mangel. Online Version 

National Academies of Sciences, Engineering, and Medicine (2016): Genetically Engineered Crops: Experiences and Prospects. Washington, DC: The National Academies Press. doi: 10.17226/23395. Online Version (Englisch)

Manjeru, P. / van Biljon, A. / Labuschagne, M. (2019): The development and release of maize fortified with provitamin A carotenoids in developing countries. In: Critical Reviews in Food Science and Nutrition 59 (8), 1284–1293. doi: 10.1080/10408398.2017.1402751 Online Version (Englisch)

Napier, J. A. / Haslam, R. P. / Tsalavouta, M. / Sayanova, O. (2019): The challenges of delivering genetically modified crops with nutritional enhancement traits. In: Nature Plants 5, 563–567. doi: 10.1038/s41477-019-0430-z Online Version (Englisch)

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