Verringerung der Umweltbelastungen durch Pflanzenschutzmittel

Ein wesentliches Ziel der Herstellung gentechnisch veränderter Nutzpflanzen besteht darin, den Einsatz von umweltbelastenden Pflanzenschutzmitteln zu verringern. Über die Erzeugung von Nutzpflanzen, die resistent gegen Herbizide, Fungizide und Insekten sind, soll dieses Ziel und damit auch eine Ertragssteigerung erreicht werden. Die Verringerung der Umweltbelastung durch eine damit verbundene geringere Notwendigkeit des Ausbringens von Pflanzenschutzmitteln gelingt hingegen nicht in allen Bereichen zugleich.

So ergab eine Meta-Studie von Martin Qaim und Wilhelm Klümper von der Universität Göttingen aus dem Jahr 2014, dass der Anbau von gentechnisch veränderten Nutzpflanzen Erträge erhöhen und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verringern können, diese Effekte jedoch regional variieren (der positive Effekt war in Ländern des globalen Südens stärker) und vor allem für insektenresistente und weniger für herbizid- und fungizid-resistente Pflanzen gelte.

Qaim, M. / Klümper, W. (2014): A Meta-Analysis of the Impacts of Genetically Modified Crops. In: PLoS One 9(11), doi: 10.1371/journal.pone.0111629 PMCID: PMC4218791 Online Version (Englisch)

Einer 2016 veröffentlichte Studie der New York Times zufolge konnte mit dem Anbau von gentechnisch veränderten Nutzpflanzen der Einsatz von Insektiziden und Fungiziden reduziert werden, nicht jedoch der von Herbiziden. Im Rahmen der Studie wurde der Einsatz von Pestiziden (Insektiziden, Fungiziden und Herbiziden) in den USA und Frankreich über einen Zeitraum von 20 Jahren verglichen. Dabei stellte sich heraus, dass der Gebrauch von Herbiziden in Frankreich trotz des Verzichts auf Gentechnik zurückgeht, während er in den USA seit 20 Jahren kontinuierlich, seit 2008 sogar deutlich ansteigt. Eine Ursache für den verstärkten Einsatz von Herbiziden an gentechnisch veränderten Pflanzen ist die Entwicklung von Unkräutern, die Resistenzen gegen Herbizide ausgebildet haben. Häufig lag eine Resistenz gegen das Breitbandherbizid Glyphosat vor, das meist großflächig eingesetzt wird und das weltweit meist verkaufte Präparat in der Landwirtschaft ist.

Hakim, D. (2016): Doubts About the Promised Bounty of Genetically Modified Crops. In: The New York Times (29. Oktober 2016) Online Version (Englisch)

Weiterführend zum Pestizid-Einsatz in den USA und Herbizid-Resistenzen:

Fernandez-Cornejo, J. / Nehring, R. / Osteen, C. / Wechsler, S. / Mart, A. / Vialou, A. (2014): Pesticide Use in U.S. Agriculture: 21 Selected Crops, 1960-2008. U.S. Department of Agriculture, Economic Research Service (Economic Information Bulletin 124) Online Version (Englisch) 

Perry, E. D. / Ciliberto, F. / Hennessy, D. A. / Moschini, G.-C. (2016): Genetically engineered crops and pesticide use in U.S. maize and soybeans. In: Science Advances 2. doi: 10.1126/sciadv.1600850 Online Version (Englisch) 

In einer Studie der US-amerikanischen National Academies of Sciences von 2016 wird ebenfalls eine differenziertere Analyse gefordert. Eine allgemeine Verringerung der Umweltbelastungen durch Pflanzenschutzmittel sei infolge des Anbaus von gentechnisch veränderten Nutzpflanzen nicht zu verzeichnen. Positive Effekte in dieser Hinsicht zeigten sich, hierbei sei jedoch das Berücksichtigen lokaler Standortbedingungen und eine Differenzierung nach der Art der Schutzmittel, d. h. Fungizide, Herbizide und Insektizide, erforderlich.

National Academies of Sciences, Engineering, and Medicine (2016): Genetically Engineered Crops: Experiences and Prospects. Washington, DC: National Academies Press, vgl. Kap. 4: Agronomic and Environmental Effects on Genetically Engineered Crops.
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