Pathozentrismus

Der Pathozentrismus (griech. pathos: Leid, Schmerz) wird im Ergebnis u. a. von Peter Singer, Ursula Wolf und Günther Patzig vertreten. Sie kommen allerdings durch verschiedene Überlegungen zu ihren Auffassungen.

  • Peter Singer entwickelt seinen pathozentrischen Ansatz aus utilitaristischen Erwägungen. Er verwendet dazu interessenethische Argumente, indem er sagt, dass leidensfähige Tiere ein Interesse an Freiheit vom Leid haben, was sich in beobachtbarem Verhalten äußere. Wenn die Interessen selbst oder die Fähigkeit, Interessen verfolgen zu können, ein Gut darstellen, dann folgt daraus für das menschliche Handeln, dass sämtliche Interessen, also auch die von höheren Tieren, geachtet werden sollen. Die Linderung des Leids von empfindungsfähigen Wesen muss dabei als moralisch verpflichtend anerkannt werden.
  • In der Leidensfähigkeit sieht Ursula Wolf die Gemeinsamkeit und Gleichheit von (höheren) Tieren und Menschen. Dies stelle den Grund für ein 'universalisiertes Mitleid' dar, das in jeder Moralkonzeption zu finden sei und das der Mensch jedem leidensfähigen Geschöpf entgegenbringen soll. Alle sollen als solche mit Rücksicht behandelt werden, "die sich darin gleich sind, dass sie leiden können."
  • Günther Patzig verwendet in der Begründung des Pathozentrismus gerechtigkeitsethische Argumente. Hinsichtlich der Vermeidung von Schmerzen, könne nicht rational begründet werden, warum Schmerzen beim Menschen zu vermeiden, bei Tieren hingegen zu tolerieren sind. Er vertritt die These, dass Menschen aufgrund ihrer Rationalität Schmerz anders (bewusst) erleben und deshalb stärker zu schützen seien, dennoch stehe dieser Schutz entsprechend der Art und der Stärke des Leidens aber auch Tieren zu. Ein solcher Ansatz wird auch nicht-egalitär pathozentrisch genannt.

Patzig, Günther (1996): Der wissenschaftliche Tierversuch unter ethischen Aspekten. In: Hardegg, Wolfgang / Preiser, Gert (Hg.): Tierversuche und medizinische Ethik. Beiträge zu einem Heidelberger Symposion. Hildesheim: Olms, 68–84. 

Patzig, Günther (1993): Ökologische Ethik - innerhalb der Grenzen bloßer Vernunft. In: Elster, H. J. / Studienzentrum Weikersheim et al. (Hg.): Umweltschutz - Herausforderung unserer Generation. Mainz: v. Hase & Kochler, 63-81. 

Singer, Peter (1991): Animal Liberation. London: Thorsons. 

Singer, Peter (1994): Praktische Ethik. 2. Auflage. Stuttgart: Reclam. 

Wolf, Ursula (1990): Das Tier in der Moral. Frankfurt a. M.: Klostermann. 

Wolf, Ursula (1997): Haben wir moralische Verpflichtungen gegen Tiere? In: Krebs, Angelika: Naturethik. Grundtexte zur gegenwärtigen Tier- und ökoethischen Diskussion. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 47–75.
 

Wird geladen