Numerische Identität

Der Identitätsbegriff stammt ursprünglich aus der Logik, wo er diejenige Relation bezeichnet, in der jeder Gegenstand zu sich selbst und zu keinem anderen steht. In dieser Bedeutung spricht man von „numerischer Identität“, weil diese Relation der Operation des Zählens zugrunde liegt, bei der identische Gegenstände im Gegensatz zu Gegenständen, die beliebig ähnlich sein mögen, dabei aber numerisch verschieden sind, als ein Gegenstand gezählt werden. Die Relation der numerischen Identität erlaubt keine graduellen Abstufungen: Zwei Gegenstände sind entweder im numerischen Sinne identisch, wenn sie nämlich eigentlich ein und derselbe Gegenstand sind, oder sie sind es nicht. Wenn dagegen mit Bezug auf eine Person davon die Rede ist, sie habe sich in ihrer Identität mehr oder weniger tiefgreifend verändert, dann lässt bereits der graduelle Charakter dieser Veränderung darauf schließen, dass Behauptungen dieses Typs kein numerisches Verständnis personaler Identität zugrunde liegt. Als Aussagen über numerische Identität interpretiert, sind Formulierungen wie „P’s Identität hat sich verändert“ oder „P hat seine Identität verloren“ sogar widersprüchlich, weil sie offenbar die Fortexistenz der Person voraussetzen, deren Identität sich geändert hat bzw. die ihre Identität eingebüßt hat. Denn die Behauptung eines Wechsels numerischer Identität impliziert gerade, dass eine neue Person an Stelle der ursprünglichen tritt.

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