Kontinuitätsargument

Das Kontinuitätsargument besagt, dass die Entwicklung eines Embryos zum geborenen Menschen so kontinuierlich verläuft, dass man keine markanten Einschnitte setzen kann, aus denen dann eine Änderung des moralischen Status zu begründen wäre. Die Würde der erwachsenen Person geht demnach auch zurück auf den frühen Embryo und muss ihm diesem Argument zufolge zuerkannt werden.

Vgl. für eine Übersicht zur Debatte:

Damschen, G. / Schönecker, D. (2003) (Hg.): Der moralische Status menschlicher Embryonen: Pro und contra Spezies-, Kontinuums-, Identitäts- und Potentialitätsargument.: Berlin [u.a.]: De Gruyter.

Vertreten wird das Kontinuitätsargument beispielsweise in:

Habermas, Jürgen (2001): Die Zukunft der menschlichen Natur. Auf dem Weg zu einer liberalen Eugenik?. Frankfurt a. M.

Holm, Søren (1996): The Moral Status of the Pre-Personal Human Being. The Argument From Potential Reconsidered. In: Evans, Donald (Hrsg.): Conceiving the Embryo. Ethics, Law and Practice in Human Embryology. The Hague / London / Boston.

Honnefelder, Ludger (2002): Die Frage nach dem moralischen Status des Embryos. In: Höffe, O. / Honnefelder, L. / Isensee, J. / Kirchhof, P. (Hrsg.): Gentechnik und Menschenwürde: An den Grenzen von Ethik und Recht. Köln, 79–110.

Rager, Günther (2009): Der ontologische Status des Embryos in natürlicher und künstlicher Umgebung: Konsequenzen für seinen moralischen Status. In: Weingarter, Paul (Hrsg.): Rohstoff Mensch, das flüssige Gold der Zukunft? Ist Ethik privatisierbar?. Frankfurt a. M.

Speziell auf das Recht von in vitro Embryonen bezogen Argumente finden sich in:

Zweiter Zwischenbericht der Enquete-Kommission Recht und Ethik der modernen Medizin – Teilbericht Stammzellforschung, Bundestagdrucksache 14/4576. Online Version

Honnefelder, Ludger (2002): Pro Kontinuumsargument. Die Begründung des moralischen Status des menschlichen Embryos aus der Kontinuität der Entwicklung des ungeborenen zum geborenen Menschen. In: Damschen, G. / Schönecker, D. (Hrsg.): Der moralische Status menschlicher Embryonen. Berlin / New York, 61–82.

Kritisiert wird das Kontinuitätsargument beispielsweise in:

Hoerster, Norbert (2002): Ethik des Embryonenschutzes. Ein rechtsphilosophischer Essay, Stuttgart.

Kaufmann, Matthias (1996): Ethikbegründung und Ethikanwendung. In: Jahrbuch für Recht und Ethik 4, 575–589.

Merkel, Reinhard (2002): Forschungsobjekt Embryo: verfassungsrechtliche und ethische Grundlagen der Forschung an menschlichen embryonalen Stammzellen, München.

Mit besonderem Bezug auf Embryonen in vitro:

Nüsslein-Volhard, Christiane (2006): Das Werden des Lebens. Wie Gene die Entwicklung steuern, München, 190.

Singer, Peter / Dawson, Karen (1990): IVF Technology and the Argument from Potential. In: Singer, P. et al. (Hrsg.): Embryo Experimentation. Ethical, Legal and Social Issues. Cambridge.

Vorschläge für verschiedene Einschnitte in der embryonalen Entwicklung finden sich beispielsweise in:

Ford, Norman M. (1988): When did I begin? Conception of the human individual in history, philosophy and science, Cambridge.

Harris, John (1991): Medizinische Ethik, Berlin.

Hoerster, Norbert (1991): Abtreibung im säkularen Staat, Frankfurt a. M.

Knoepffler, Nikolaus (1999): Forschung an menschlichen Embryonen. Was ist verantwortbar?, Leipzig.

Quante, Michael (2002): Personales Leben und menschlicher Tod, Frankfurt a. M.

Wird geladen