Der Fall Eluana Englaro

Die Italienerin Eluana Englaro (25.11.1970 - 09.02.2009)  war nach einem Unfall im Jahr 1992 ins Koma gefallen. Ihr Vater hatte durchzusetzen versucht, dass die künstliche Ernährung der Frau eingestellt wird. Im November 2008 hatte das oberste italienische Berufungsgericht in letzter Instanz eine Anordnung des Mailänder Berufungsgerichts bestätigt, wonach die künstliche Ernährung der Italienerin eingestellt werden konnte. Dies scheiterte allerdings zunächst an einer Intervention des Gesundheitsministeriums.

In der ersten Februarwoche wurde Eluana Englaro dann jedoch in ein Altersheim verlegt, wo die künstliche Ernährung eingestellt wurde. Die Verlegung war von Protesten von Kritiker*innen der Gerichtsentscheidung begleitet. Auch der Vatikan hatte das Urteil zuvor kritisiert. Die Regierung unter Ministerpräsident Berlusconi versuchte anschließend, durch ein Eildekret die Fortsetzung der künstlichen Ernährung zu erzwingen. Staatspräsident Napolitano verhinderte das Inkrafttreten jedoch durch die Verweigerung seiner Unterschrift. In Reaktion darauf wollte die Regierung in einem Eilverfahren ein Gesetz in Geltung setzen, das eine Fortsetzung der künstlichen Ernährung erforderlich gemacht hätte. Bevor dieses Eilverfahren zum Abschluss gebracht werden konnte, verstarb Eluana Englaro am 09.02.2009. Ersten Ergebnissen einer Autopsie zufolge starb die Patientin an Dehydrierung, also an Verdursten. Das Vorgehen des ärztlichen Fachpersonals entspräche damit der Entscheidung des Gerichts. Kritiker*innen, darunter Ministerpräsident Berlusconi, hatten zuvor Vorwürfe erhoben und öffentlich Mutmaßungen angestellt, Englaro sei nicht eines natürlichen Todes gestorben. Vor allem die kurze Zeit zwischen der Beendigung der künstlichen Ernährung und dem Eintritt des Todes hatten Vermutungen dieser Art befördert. Diese Vorwürfe bestätigten sich nach der Obduktion allerdings nicht.

Nachdem das italienische Parlament vor dem Hintergrund des Streits um Englaros Tod ein weiteres Gesetz zur Regelung der Sterbehilfe in Italien auf den Weg gebracht hatte, verabschiedete der italienischen Senat Ende März 2009 einen Gesetzesentwurf, demzufolge eine Unterbrechung von lebenserhaltenden Maßnahmen wie die Zufuhr von Flüssigkeit und Nahrung in Zukunft verboten sein soll. Die Verabschiedung dieses Gesetzes durch die Abgeordnetenkammer steht derzeit noch aus. Ein in 2017 verabschiedetes Gesetz, welches Patientenverfügungen für bindend erklärt und das Recht auf Ablehnung von künstlicher Ernährung garantiert, macht die Inhalte dieses Gesetzesentwurfs jedoch zumindest teilweise obsolet.

Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über den Tod der Komapatientin Eluana Englaro. Online Version

Bericht der New York Times über den Tod der Komapatientin Eluana Englaro. Online Version (Englisch)

Bericht der Süddeutschen Zeitung über den Tod der Komapatientin Eluana Englaro. Online Version

Briefing der New York Times bezüglich der Todesursache im Fall Eluana Englaro. Online Version (Englisch)

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